Yoga, eine uralte Praxis, die sich zu einem weltweiten Wellness-Phänomen entwickelt hat, ist von vielen Mythen und Missverständnissen umgeben. Egal, ob Sie ein erfahrener Yogi oder ein neugieriger Anfänger sind, es ist wichtig, Fakten von Fiktion zu unterscheiden, um Ihre Praxis und Ihren Spaß am Yoga zu verbessern. Lassen Sie uns zehn gängige Yoga-Mythen entlarven und die Dinge richtigstellen.
1. Yoga ist nur für flexible Menschen
Einer der am weitesten verbreiteten Mythen über Yoga ist, dass es nur für Menschen geeignet ist, die bereits beweglich sind. Das ist jedoch völlig falsch. Yoga ist darauf ausgelegt, die Beweglichkeit mit der Zeit zu verbessern, unabhängig von Ihrem Ausgangspunkt. Es geht nicht darum, sich vom ersten Tag an zu verbiegen, sondern darum, Ihren Bewegungsradius durch konsequentes Üben schrittweise zu erhöhen.
2. Der herabschauende Hund ist eine Ruhepose
Während der herabschauende Hund (Adho Mukha Svanasana) oft als Übergangspose betrachtet wird, kann die Bezeichnung als „Ruhepose“ irreführend sein. Für viele Praktizierende, insbesondere Anfänger, erfordert sie erhebliche Kraft und Einsatz der Arme, Schultern und des Rumpfes. Es ist wichtig, diese Pose achtsam anzugehen und sich auf Ausrichtung und Atmung zu konzentrieren, anstatt zu erwarten, dass sie eine erholsame Pause darstellt.
3. Die Stellung des Kindes ist eine Ruhestellung
Die Stellung des Kindes (Balasana) gilt allgemein als Ruhestellung, ist aber nicht für jeden gleichermaßen erholsam. Faktoren wie Knieempfindlichkeit, Hüftsteifheit oder Probleme im unteren Rücken können diese Stellung unangenehm machen. Es ist wichtig, auf Ihren Körper zu hören und Hilfsmittel wie Decken oder Blöcke zu verwenden, um die Stellung bei Bedarf zugänglicher und angenehmer zu machen.
4. Drücken Sie Ihre Schultern nach unten, wenn Ihre Arme über Ihrem Kopf sind
Eine häufige Anweisung im Yoga-Unterricht ist, „die Schultern nach unten zu drücken“, wenn die Arme angehoben sind. Anstatt die Schultern mit Gewalt nach unten zu drücken, ist es effektiver, den natürlichen Glenohumeralrhythmus des Körpers zu verstehen und mit ihm zu arbeiten.
Den glenohumeralen Rhythmus verstehen
Der Glenohumeralrhythmus bezeichnet die koordinierte Bewegung zwischen dem Humerus (Oberarmknochen) und dem Schulterblatt (Scapula) bei Armbewegungen. Wenn Sie Ihre Arme über den Kopf heben, sollte sich Ihr Schulterblatt natürlich nach oben und außen drehen, sodass sich Ihre Schultern frei und bequem bewegen können. Wenn Sie Ihre Schultern nach unten drücken, wird dieser natürliche Rhythmus gestört und es kann zu Verspannungen im Nacken, den Schultern und dem oberen Rücken kommen.
5. Der Fuß darf in der Baumstellung das Knie nicht berühren
In der Baumstellung (Vrksasana) wird allgemein empfohlen, den Fuß nicht auf das Knie des Standbeins zu stellen, um das Kniegelenk zu schützen. Wenn Ihre Knie jedoch gesund sind, ist es nicht unbedingt schädlich, den Fuß auf das Kniegelenk zu stellen. Der Druck, der durch den angehobenen Fuß ausgeübt wird, ist normalerweise gering und ein starkes, gesundes Kniegelenk kann diesem Druck ohne Verletzungen standhalten.
Die Mechanik verstehen
Wenn Sie in der Baumstellung Ihren Fuß auf das innere Knie legen, ist die ausgeübte Kraft im Vergleich zur natürlichen Druckfestigkeit des Knies minimal. Ein gesundes Kniegelenk, das von starken Bändern und Muskeln gestützt wird, kann diesen leichten Druck ohne nachteilige Auswirkungen aushalten. Der Schlüssel liegt darin, die richtige Ausrichtung beizubehalten und sicherzustellen, dass der Druck nicht zu hoch ist.
6. Yoga ist eine Religion
Yoga hat spirituelle Wurzeln, ist aber keine Religion. Yoga stammt aus dem alten Indien und umfasst eine breite Palette von Praktiken, die darauf abzielen, Geist, Körper und Seele zu vereinen. Obwohl es Teil einer spirituellen oder religiösen Praxis sein kann, ist Yoga selbst eine Philosophie und Methode zur Erlangung geistigen und körperlichen Wohlbefindens. Es ist inklusiv und an Personen aller Glaubensrichtungen und Überzeugungen anpassbar.
7. Yoga ist nur etwas für junge Leute
Yoga ist eine Praxis, die für jedes Alter und jede Fähigkeit angepasst werden kann. Von Kindern bis zu Senioren bietet Yoga Vorteile, die auf jede Lebensphase zugeschnitten sind. Ältere Erwachsene können beispielsweise durch sanfte Yoga-Übungen ihr Gleichgewicht, ihre Flexibilität und die Gesundheit ihrer Gelenke verbessern. Modifikationen und Hilfsmittel machen Yoga für jeden zugänglich, unabhängig von Alter oder körperlicher Verfassung.
8. Machen Sie während Ihrer Periode keine Umkehrhaltungen
Der Glaube, dass Umkehrhaltungen (wie Kopfstand oder Schulterstand) während der Menstruation vermieden werden sollten, beruht auf traditionellen Yoga-Lehren. Es gibt jedoch keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Umkehrhaltungen während der Menstruation schädlich sind. Letztendlich kommt es auf persönliches Wohlbefinden und Vorlieben an. Wenn Sie während Ihrer Periode kein Problem damit haben, Umkehrhaltungen durchzuführen, müssen Sie sie nicht vermeiden.
9. Sie müssen jeden Tag Yoga praktizieren, um Vorteile zu sehen
Während tägliches Üben Ihre Yoga-Reise bereichern kann, ist es keine zwingende Voraussetzung, um Vorteile zu sehen. Selbst ein paarmaliges Üben pro Woche kann Flexibilität, Kraft und geistige Klarheit deutlich verbessern. Beständigkeit ist wichtiger als Häufigkeit; finden Sie einen Zeitplan, der für Sie funktioniert, und bleiben Sie dabei.
10. Sie müssen den Schmerz durchatmen
„Atmen Sie trotz des Schmerzes“ ist ein häufiger, aber potenziell gefährlicher Ratschlag. Yoga fördert zwar bewusstes Atmen, aber es ist wichtig, zwischen Unbehagen und Schmerz zu unterscheiden. Unbehagen kann ein Zeichen für Wachstum und Dehnung sein, aber Schmerz ist ein Warnsignal Ihres Körpers. Überanstrengen Sie sich niemals trotz starker oder intensiver Schmerzen. Ändern Sie stattdessen die Pose oder machen Sie eine Pause, um Verletzungen zu vermeiden.